Was ist wahre Schönheit? Wissenschaftler erforschen seit tausenden von Jahren, wie unser Idealbild aussieht und warum. Anscheinend sind wir so oberflächlich und entscheiden uns bei der Partnerwahl nach dem Äußeren. Aber sind es nicht gerade die inneren Werte, die zählen? Wie verändert sich ein Mensch, wenn wir ihn besser kennen?
Schöne Menschen faszinieren uns seit Menschengedenken. Daher interessieren sich Wissenschaftler schon lange Zeit für das Geheimnis der Schönheit. Bereits Aristoteles definierte als schön einen Dreiklang von Harmonie, Symmetrie und Wohlproportioniertheit. Gibt es Formeln für Schönheit, Anmut und Liebreiz und warum hat eine Mischung aus allem so eine Wirkung auf andere?
In diesem Artikel:
- Was ist ein schönes Gesicht?
- Forschungsergebnisse zur Schönheit der Figur
- Gesellschaftliche Einflüsse: Werbung, Mode, Prestige
- Ausstrahlung – deine Aura entscheidet
Pausenlos beurteilen wir Menschen – bewusst oder unbewusst. Wir treffen Aussagen über Alter, Gesundheitszustand, momentane Stimmung sowie ethnische und sozioökonomische Herkunft. Und: Kommt er oder sie nach Gesundheit, Vitalität und Fruchtbarkeit als potenzieller Geschlechtspartner in Frage – so will es die Evolution! Abgesehen von einem gepflegten Äußeren bewerten wir in erster Linie ob Haare, Haut, Figur und Gesicht unserem Schönheitsideal entsprechen. Dabei gilt der „erste Eindruck“ als zuverlässig.
Was ist ein schönes Gesicht?
Entscheidend ist laut Attraktivitätsforschung das Gesicht. Instinktiv entscheiden wir, ob sich unsere Gene bestmöglich kombinieren und vermehren lassen. Neben einem Lächeln, großen Augen und hohen Wangenknochen bestimmen vor allem diese Merkmale, ob wir ein Gesicht als attraktiv einschätzen oder nicht.
Durchschnittlichkeit
Perfekte Gesichtsproportionen ohne extreme Ausprägungen sind als Mittelwerte schön. Die meisten Menschen finden danach weder ein hervorstehendes noch ein fliehendes Kinn anziehend, sondern etwas genau dazwischen. Werden normale Gesichter durch so genanntes „Morphing“ zu einem „Durchschnittsgesicht“ verschmolzen, wird dieses attraktiver bewertet als die Ausgangsgesichter.
Symmetrie
Ist ein Gesicht symmetrisch, finden wir es schön. Es gilt als gut entwickelt und damit als Signal für „stabile Gene“. Allerdings zeigt die Forschungspraxis auch – zu viel Perfektion geht dabei zu Lasten der Sympathie.
Kindchenschema
Babys erwecken in uns einen Schutzinstinkt, der die soziale Bindung stärkt. Ähnlich verhält es sich bei Frauen, die über typisch kindliche Gesichtsmerkmale wie große Augen, eine Stupsnase, eine hohe Stirn, volle Lippen, einen kleinen Mund und hohe Wangenknochen verfügen. Sie gelten allgemein als attraktiv und anziehend.
Forschungsergebnisse zur Schönheit der Figur
Waist-to-Hip-Ratio entscheidet bei Frauen
Die WHR oder Waist-to-Hip-Ratio steht für das Verhältnis der Taille einer Frau zu ihrer Hüfte. Der Attraktivitätsforscher Devendra Singh fand in den 90er Jahren heraus: Der ideale Quotient beider Umfänge liegt bei etwa 0,7 – bei dicken wie dünnen Frauen. Das erklärt, warum die Schönheitsideale Marilyn Monroe, Sophia Loren, Twiggy und Kate-Moss figurtechnisch gleich attraktiv bewertet werden, obwohl sie so unterschiedlich gebaut sind. Die so genannte „Sanduhr-Silhouette“, die Männer bei Frauen am anziehendsten finden, ist evolutionsbiologisch ein Hinweis auf Fruchtbarkeit und Gesundheit.
Worauf schauen Frauen bei Männern
Frauen bevorzugen Männer mit ausgeprägtem Kinn und breiten Schultern, weiß die Forschung. Aber sie sehen laut Umfragen zuerst auf seine Hände, seine Zähne und Augen. Danach fällt ihr Blick auf Bauch und Po. Erstaunlich: finnische Studien haben ergeben, dass Frauen auch das Körperfett eines Mannes abscannen.
Gesellschaftliche Einflüsse: Werbung, Mode, Prestige
Worüber sich die Forscher einig sind: Wir werden in unserer Wahrnehmung geprägt durch unsere Umgebung. Nachdem Männer „Drei Engel für Charlie“ gesehen hatten, beurteilten sie Fotos ihrer Frauen kritischer. Strahlende Lächeln der Models und durch Photoshop bearbeitete Idealbilder in der Werbung beeinflussen längst unser Schönheitsbild. Eine große Körperfülle war im Mittelalter ein Ideal, das Männern und Frauen als wohlhabend auswies. Auch Prestige und Status bestimmen den komplizierten Prozess, was wir als schön und anziehend empfinden.
Ausstrahlung – deine Aura entscheidet
Aber: Sind wir alle wirklich so oberflächlich, wie es damit scheint? Nein, denn auch Ausstrahlung, Gesten und Körpersprache entscheiden darüber, wie ich mein Gegenüber wahrnehme. Liebenswerte Eigenschaften tragen dazu bei, dass wir tiefer in die Persönlichkeit hineinschauen können. Wir verlieben uns, weil wir Ähnlichkeiten oder Unterschiede feststellen, analoge Lebensansichten oder den gleichen Humor haben.
Danach kann ein unsicheres Auftreten voll Schüchternheit ebenso attraktiv wirken wie ein charismatischer Auftritt, Tollpatschigkeit oder eine mitfühlende Geste. Genauso können niedliche Grübchen oder Sommersprossen gewisse Gefühle in uns hervorrufen und Schmetterlinge in unseren Bauch pusten. Egal wie oberflächlich unser erster Eindruck auch sein mag, es kommt immer auf die Person an, die dahintersteht. Aber das zauberhafte Gefühl Liebe stellt sich nur ein, wenn wir uns selbst lieben, unser Gegenüber achten, ehrlich und stolz sind.
Quellen:
Attraktivitätsstudie der Uni Regensburg
https://epub.uni-regensburg.de/27663/1/Habil_Gruendl_gesamt_093m.pdf (letzter Zugriff: 16.04.2019)
Beautycheck: Ergebnisse zur Schönheit des Gesichts
http://www.beautycheck.de/cmsms/index.php/uebersicht (letzter Zugriff: 16.04.2019)
Silke Weber: Du bist, was du trägst
https://www.zeit.de/zeit-wissen/2018/04/ausstrahlung-charisma-schoenheit-aussehen (letzter Zugriff: 16.04.2019)
Daniel Haag-Wackernagel: Die Biologie der Attraktivität
https://www.unibas.ch/de/Forschung/Uni-Nova/Uni-Nova-116/Uni-Nova-116-Attraktivitaet.html (letzter Zugriff: 16.04.2019)
Christian Edel: Wohin schauen Frauen zuerst?
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/other/wohin-schauen-frauen-zuerst/ss-BB5pC3X#image=5 (letzter Zugriff: 16.04.2019)