Was machen diese Dänen bloß anders? Sie sehen nicht anders aus, als wir in Deutschland, die Kleidung, die Häuser, alles ähnlich.
Zugegeben, es gibt kleine Unterschiede. Ich empfinde die dänischen Modemacher und Designer zum Beispiel immer etwas unverkrampfter und farbenfroher. Und das mit Stil und viel Feingefühl.
Woher nehmen sie nur diese Gelassenheit. Mir hat dieses Unaufgeregte, Unhektische immer sehr gefallen. Wenn wir Deutschen immer gleich nach dem warum, wieso ist das so, da muss es doch eine Richtlinie für geben – schreien, scheinen die Dänen lächelnd erst einmal die einfachste Antwort auf ein Problem auszuprobieren und ggfs. später über eine andere Möglichkeit zu entscheiden, falls es sich nicht bereits erledigt hat.
Das duzen in Deutschland hat oft den Beigeschmack der Herabwürdigung, des Kleinmachens. Wenn wir auf das selbstverständliche Duzen unserer dänischen Nachbarn schauen, fühlen wir uns wohl, wie selbstverständlich freundlich man geduzt wird.
Deutsch die zweite Muttersprache in Dänemark
Dabei kommen wir meist auch in einen weiteren Genuss der Bequemlichkeit, von der es in Dänemark gefühlt sehr viel gibt.
Mir ist es manchmal fast unangenehm, wie selbstverständlich wir Deutschen auf Deutsch losplappern, als wäre Deutsch in Dänemark die 2. Muttersprache. Ich bin froh und dankbar in den Genuss kommen zu dürfen, dass viele Däninnen und Dänen der deutschen Sprache mächtig sind.
Fast jede Bäckerfrau, egal welchen Alters, Verkäufer*innen im Einzelhandel usw., fast alle sind in der Lage, auf Deutsch zu kommunizieren. Und zwar meist sehr freundlich!
Wenn ich dann manchmal frage, ob ich Deutsch sprechen kann, ist es wohl eher eine gut gemeinte Geste meinerseits, weil ich mich für so manches höflichkeitsreduzierte Benehmen meiner sogenannten Landsleute auch schon mal fremdschäme.
Wo sind die Zäune in Dänemark?
Während meiner ersten Fahrten über Landstraßen durch dieses charmante Land, stellte ich bereits vor vielen Jahren den häufigen Verzicht auf Zäune fest. Maschendraht, Jägerzaun, Sichtschutzwände, des Deutschen gern eingesetztes Abgrenzungsrepertoire. Anders die Dänen, die ihre Grundstücksflächen auch gerne mal mit denen des Nachbarn oder öffentlichen Flächen ineinander verschmelzen lassen.
Bei mir daheim in Schleswig-Holstein hat mir mein Fernsehtechniker auch einen dänischen TV-Sender eingestellt. So bleibt es nicht aus, dass ich manchmal beim zappen etwas hängen bleibe, fasziniert vom dänischen Samstagabendprogramm.
Wohlgemerkt zur besten Sendezeit. Leider verstehe ich kein Dänisch. Ich sehe, wie sich etliche Erwachsene ratemäßige Dialoge liefern, vor großem Publikum.
Es passiert kaum etwas. Kein Spektakel, kein Schnickschnack auf großer Bühne, keine Aufdringlichkeiten oder pompöses Getue. Und Du siehst diese zufriedenen lachenden und lächelnden Gesichter. Ein rundum freundliches Publikum. Sie sind Meister im Spaß haben, auch mit ganz wenig.
Ist der Schlüssel womöglich, das bei den Dänen der Mensch als Individuum im Mittelpunkt steht und nicht dieser ganze Klimbim-Konsum, Neid- und Missgunstquatsch?
Ich weiß es nicht, mache mir aber so meine Gedanken, weil ich gerade aus dem Wohnzimmer träumend über die Dünen schaue.
Es wurde kalt geduscht im Ferienhaus in Dänemark
Die Heizung in meinem Ferienhaus verweigerte mir heute Morgen das heiße Wasser.
Ich habe dann bei der Vermietung angerufen. Ja, wir kommen Dir selbstverständlich so schnell wie möglich helfen, sagte die nette Dänin am Telefon. Und ich wusste, sie werden das Problem mit Freundlichkeit und Unaufgeregtheit lösen.
Helga kam dann bald mit einem Techniker vorbei, schnell war alles palletti und eine Flasche Wein gab es für mich auch noch, als freundliche Geste.
Hast Du – äh Pardon, haben Sie so etwas schon mal in Deutschland erlebt?
Ich werde erst einmal einen Kaffee machen, mit einem schockoladengußtriefenden supersüßen Tortenkuchen. Auch so etwas, was ich in Dänemark häufig viel interessanter beziehungsweise verlockender empfinde, als in Deutschland. Wer weiß, vielleicht ist da irgendetwas drin, was einen so relaxt werden lässt. Etwas mehr dänische Lebensphilosophie würde manchem von uns gar nicht schaden.
Farewell aus Dänemark