Sie sehen elegant aus wie Tänzer in Zeitlupe und sind ganz auf sich konzentriert: Die Meditationskünstler die sich meist morgens im Park treffen und mit eleganten Schwüngen ihre Energie in Fluss bringen. Damit praktizieren sie eine anregende wie harmonische Gesundheitsvorsorge, die du auch einmal ausprobieren solltest – das Qi Gong!
Was ist Qi Gong?
Qi Gong ist Teil der traditionellen chinesischen Medizin. Sie geht davon aus, dass deine Lebensenergie (Qi) durch Meridiane zu deinen Organen fließt. Ist dieser Prozess im Fluss, bist du gesund. Kommt deine Lebensenergie durch Stress, Ärger oder Ängste ins Stocken, fühlst du dich unwohl oder kannst sogar krank werden. Mit Qi Gong soll das Qi mit gezielten Besinnlichkeitsübungen (Gong) in Fluss kommen. Die Kombination aus bewusstem Atmen, fließenden Bewegungen und tiefer Meditation bringt so deinen Körper und Geist mit deiner Seele in Einklang. Du findest zu Ruhe und innerer Stärke zurück.
Langsame und fließende Bewegungen sorgen für Entschleunigung, verlangsamen deinen Puls und stärken dein Immunsystem. Qi Gong gehört zu den sanften Therapien und ist Meditation, Kampfgeist und Tanz in einem. Dabei schulen die Übungen auch deine Vorstellungskraft. So kannst du verwurzelt sein wie ein Baum, einen Bogen spannen wie ein Jäger oder deine Schwingen ausbreiten wie ein Vogel.
Was bedeutet das Spiel der Fünf
Im Qi Gong ahmst du Bewegungen der Natur und der Tierwelt nach. Dabei stehen neben den fünf Elementen auch diese fünf Tiere im Mittelpunkt:
– Bär (Behäbigkeit, Erde)
– Kranich (Anmut, Metall)
– Affe (Geschmeidigkeit, Wasser)
– Tiger (Kraft, Holz)
– Hirsch (Dynamik, Feuer)
Qi Gong-Übungen kannst du im Liegen, Sitzen, Stehen und Gehen praktizieren. Lerne zunächst die Grundpositionen, damit du ein Gefühl für die geschmeidigen Bewegungen, die Balance und Achtsamkeit bekommst. Geh nach Möglichkeit zum Üben in den Park oder in den nächsten Wald.
Gegen welche Beschwerden hilft es?
Als Entspannungsmethode sorgt es ähnlich wie Yoga, autogenes Training oder die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson für Stärke, innere Balance und Stressreduktion. Daher eignet sich Qi Gong als begleitende Therapie etwa bei:
- Rückenschmerzen und Haltungsschäden
- Stress, Schlafstörungen, innerer Unruhe und Müdigkeit
- stressbedingten Störungen wie Kopfschmerzen, Tinnitus oder Reizmagen
- Bluthochdruck und Kreislaufproblemen
- Burnout, Angstzuständen und Depressionen
Welche Übungen eignen sich für Anfänger?
Qi Gong ist für jedes Alter ideal, denn es erfordert keine besondere Kraftanstrengung. Natürlich sollte man einen guten Qi Gong-Lehrer finden, der Atmung, Arm- und Beinführung sowie Konzentration anschaulich vermitteln kann. Für Anfänger eignen sich Übungsreihen wie die Fünf-Elemente-Übungen oder die so genannte Brokatreihe:
Qi Gong der acht Brokate:
Die acht Brokatübungen des Ba Duan Jin haben eine lange Tradition und sind auch für Anfänger geeignet. Durch die Choreografie aus geschmeidigen Bewegungen und anmutiger Haltung werden sie mit der Schönheit und Kostbarkeit des Brokatstoffes verglichen – daher der Name.
Qi Gong Übung 1: Stütze mit deinen Händen den Himmel
Stelle für diese Übung deine Beine etwa Hüftbreit auseinander. Beginne mit geöffneten Armen und Händen auf der Höhe deines Bauchnabels mit der Konzentration. Dort liegt das „Tor zum Himmel“ wo du alle Energie sammeln kannst. Verschränke deine Finger und führe sie mit den Handflächen nach oben zum Himmel. Drehe die Hände ab deinem Hals um 180 Grad, strecke so deinen ganzen Körper und stütze den Himmel. Wiederhole diese Übung so oft du möchtest und sie dir guttut.
Qi Gong Übung 2: Spanne mit den Armen einen Bogen, um auf den Geier zu zielen
Mache einen Ausfallschritt nach links, stelle die Beine etwas nach außen und gehe dabei leicht in die Knie. Überkreuze deine Hände in Höhe des Brustbeins bevor du den linken Arm nach links ausstreckst und mit dem rechten einen Bogen spannst. Dein Blick geht zur gestreckten Hand und zielt auf den Geier. Komm fließend zurück zur Ausgangsposition und wiederhole die Übung auch zur rechten Seite.
Qi Gong Übung 3: Führe deine Arme wechselseitig nach oben und unten
Führe ausgehend vom Bauchnabel deine rechte Handfläche stützend zum Himmel. Gleichzeitig bewegt sich deine linke Hand in Richtung Boden. Wechsel die Seiten noch etwa drei Mal.
Qi Gong Übung 4: Schaue verächtlich hinter dich
Öffne ausgehend vom Bauchnabel die gestreckten Arme nach rechts und links. Blicke mit dem Kopf erst über deine linke, dann über deine rechte Schulter nach hinten und vertreibe die von den Fünf Anstrengungen und Sieben Betrübnissen verursachten Krankheiten.
Qi Gong Übung 5: Mit Wiegen und Wedeln die innere Hitze aus dem Herzen vertreiben
Mache einen Ausfallschritt nach links und beschreibe gleichzeitig mit deinen gestreckten Armen einen Kreis. Beginne über deinem Kopf und führe den Regenbogen bis zu deinen Oberschenkeln, gehe dabei mit nach außen gerichteten Beinen in die Knie. Kreise nun deinen gesamten Oberkörper wiegend zuerst in die eine dann in die andere Richtung. Verlagere deinen Schwerpunkt dabei auf das jeweilige Bein.
Qi Gong Übung 6: Tief beugen, um die Nieren und den Hüftbereich zu stärken
Führe nun beide Hände vom Bauchnabel zu deinem Rücken. Fahre deinen Körper entlang über den Po und die Beine bis zu den Füßen. Beuge dich dabei tief nach unten bis du deine Füße greifen kannst. Strecke die Arme und komm mit gestrecktem Rücken zur Ausgangsposition zurück. Wiederhole auch diese Übung so oft sie dir guttut.
Qi Gong Übung 7: Die Augen weit öffnen ‒ Qi vermehren
Mache einen Ausfallschritt nach links, balle beide Hände zur Faust und lege sie mit angewinkelten Armen in Höhe deines Bauchnabels seitlich neben dem Körper an. Gehe mit nach außen geöffneten Knien in eine leichte Hocke und öffne die Augen weit. Führe zuerst die eine Faust nach vorne, öffne, drehe und verschließe sie. Fange damit neue Energie ein und gib negative Impulse ab. Führe die Faust zurück und wechsele die Seiten. Dein Blick folgt der Bewegung und beobachtet aufmerksam den Energiefluss.
Qi Gong Übung 8: Rüttel zum Abschluss deinen Rücken sieben Mal
Stelle dich von der Ausgangsposition auf deine Zehenspitzen, halte kurz und lass beide Fersen plötzlich nach unten fallen. Wiederhole diese Übung sieben Mal und vertreibe mit diesem Rütteln hundert Krankheiten.
Quellen:
https://www.qigong-gesellschaft.de/qigong/qigong-uebungen [Zugriff: 21.3.2019]
https://www.lifeline.de/therapien/qigong-id47121.html [Zugriff: 08.03.2019]
https://www.ausbildung-qigong.de/was-ist-qi-gong [Zugriff: 08.03.2019]