Es gibt freimütige Paare mit offenen Beziehungen, zu denen ein Seitensprung dazugehört. Wenn man aber romantisch an die große Liebe, Treue und Beständigkeit glaubt, bricht mit dem Fremdgehen des Partners eine ganze Welt zusammen. Ist ein Seitensprung dann ein Trennungsgrund?
„Ja aber hallo, auf jeden Fall“…
…höre ich meine innere Stimme laut brüllen. Ich weiß ja, man soll niemals nie sagen, aber da bin ich konsequent. Ich würde meinen Partner niemals betrügen. Mein schlechtes Gewissen quält mich schon nach einem harmlosen Flirt. Ich würde es ihm gegenüber respektlos, gefühllos und zutiefst unfair finden. Eher mache ich vorher Schluss, als ihn zu hintergehen. Dann wüsste er, woran er ist. Und weil ich ihm niemals solch einen Schlag versetzen würde, erwarte ich das auch umgekehrt. Geht er fremd, ist es aus.
Soweit zu meinem Selbstwertgefühl. Es gibt meiner Meinung nach einfach keine plausiblen Erklärungen für das Fremdgehen. Für mich sagt es eindeutig: „Ich will dich nicht mehr!“ Es ist Betrug. Was gibt es da noch zu reden? Wenn ich wüsste, dass mein Mann mit einer anderen im Bett war, könnte ich ihn nicht mehr an mich ranlassen. Nennt es Stolz oder Würde, es ist auf jeden Fall eine Blockade, die gleichzeitig ein guter Schutzmechanismus ist. Ich meine, wacht auf, ihr betrogenen Frauen! Wie viele Schläge wollt ihr noch ins Gesicht bekommen?
Ausreden gibt es viele
Kein guter oder zu wenig Sex, die Magie des Augenblicks, Einsamkeit, Unzufriedenheit im Job und eine schlimme Kindheit – alles Blödsinn! Wenn es darum geht, etwas zu erklären, was keinerlei Erklärung mehr bedarf, bin ich knallhart. Wohin führt denn die ganze Verständnis-Duselei? Zu noch mehr Seitensprüngen: Wer es einmal tut, macht es auch wieder! Davon bin ich überzeugt. Und so stehe ich für das berühmte Ende mit Schrecken, bevor es ein Schrecken ohne Ende wird. Auch und gerade, wenn Kinder im Spiel sind. Es ist doch erbärmlich und unwürdig so zu tun, als ob nichts geschehen sei. Außerdem durchschauen die Kleinen das Spiel lange bevor etwas ausgesprochen wird.
Präventionsmaßnahmen
Anscheinend unterscheiden viele Paare, ob es sich um einen One-Night-Stand oder eine langfristige Affäre handelt. Sind regelmäßige Treffen oder Gefühle im Spiel, ist die Verletzung größer und der Schaden für die Beziehung meist irreparabel. Eine Affäre ist für die Deutschen Trennungsgrund Nummer eins, während ein einmaliger Seitensprung erst an fünfter Stelle rangiert. Was aber tun, damit ihr gar nicht erst in die Situation kommt. Hier sind einige Präventionsmaßnahmen, die im Vorfeld wirken.
Ist eure Beziehung stabil?
Zunächst ist zu klären, ob die Partnerschaft gesund ist oder nicht. Seid ihr beide auf Augenhöhe, sprecht ihr häufig miteinander und seid ihr seelenverwandt. Dazu gehört auch, dass der Partner weiß, es wäre bei einem Treuebruch aus.
Spontan möchte ich behaupten, dass ein Seitensprung in einer gefestigten Beziehung nicht oder kaum vorkommt. Liegen tiefsitzende Probleme in einer Partnerschaft, gehen sich beide längerfristig aus dem Weg oder haben sich auseinandergelebt, sind Seitensprünge oder Affären fast schon die logische Konsequenz. Es soll Paare geben, die sich dahingehend abstimmen, ohne eine offene Beziehung zu führen.
Reden, reden und nochmals reden…
Zugegeben im Alltagsstress ist es manchmal nicht so leicht, über Probleme zu reden. Oft funktionieren wir, wollen unsere Ruhe und den – zumeist selbst gestressten – Partner nicht auch noch damit belasten. Manchmal haben wir einfach nichts Spannendes erlebt. Das ist okay, so lange es kein Dauerzustand wird. Denn woher soll dein Partner wissen, was dich bewegt oder nervt. Der gegenseitige Austausch in Ruhe ist die Basis für eine gut funktionierende Beziehung.
Gemeinsame Ziele und Projekte
Gemeinsam ist das Schlüsselwort. Plant Urlaube, Renovierungsarbeiten oder eure Karriereziele immer als eure Projekte. Aufgaben, die Paare miteinander entwerfen, umsetzen und gelingen sehen, schweißen die Beziehung automatisch zusammen.
Freiheiten lassen
Männer brauchen ihren Freiraum, emanzipierte Frauen auch! Das Vertrauen in den Partner sollte so groß sein, dass kleine Ausflüge und Auszeiten von der Zweisamkeit kein Problem darstellen. Das funktioniert natürlich nur, wenn ihr euch nicht gegenseitig kontrolliert – ganz ohne Eifersucht. Nach einer eigenen Erkundungstour habt ihr euch auch wieder mehr zu erzählen und seid neugierig aufeinander.
Egal, wie ihr euch nach einem Seitensprung entscheidet. Gleiches mit Gleichem vergelten, nach dem Motto: „Wie du mir so ich dir“, ist selten eine gute Idee. Ständig verzeihen, ebenso wenig. Meine Meinung ist ganz klar: Stelle dich immer selbst an die erste Position, sonst wirst du in einer solchen Situation zum Verlierer. Auch wenn es wehtut, musst du für dich einen Schlussstrich ziehen. Sonst kannst du dich irgendwann nicht mehr im Spiegel ansehen.