Citroen Oldtimer und Ente gut, alles gut!
Eine Ode an den 2 CV 6
Teil 1
So ungewöhnlich dieses Auto, so ungewöhnlich seine Besitzer. Natürlich wurde auch das Klischee des Studentenautos erfüllt, aber ebenso gut wurde es auch vom dozierenden Professor gefahren. Das war vielleicht das ungewöhnlichste an diesem Fahrzeug, es gab keine klare Zielgruppe. Wenn überhaupt, dann konnte man ab Mitte der 60iger sagen, dass vorwiegend junge Leute scharf auf dieses ungewöhnliche Gefährt waren.
Die Blütezeit dieses besonderen Citroen Oldtimer´s 11cv lag wahrscheinlich Mitte der 60iger bis Mitte der 80iger Jahre. Ursprünglich wurde dieses Auto für einfachste Bedürfnisse konzipiert. Die ersten Enten in den 50igern hatten nur einen Scheinwerfer und Sitze, die an grazile Campingstühle erinnerten. Man baute die Citroen Oldtimer wie in allen Herstellerjahren sehr hochbeinig, also mit viel Bodenfreiheit. Das machte sie Anfangs auch für die Landbevölkerung im unwegsamen Gelände interessant. Ein weiterer sehr großer Vorteil war der Federungskomfort. Da blieb dann selbst der Eiertransport im Korb über unwegsame Feldwege unbeschadet.
Oldtimer Enten immer gemütlich wieder auf Kurs
Welcher Fan von Enten kennt die Bilder nicht, wie sich dieses Fahrzeug bei „hoher“ Geschwindigkeit in die Kurve legt und sich derart schräg neigt, dass man das Überschlagen befürchtet. Aber nein, sie kippen nicht und schaukelten sich nach einer anspruchsvollen Kurvenfahrt ganz gemütlich wieder auf Kurs.
Damals noch nicht ganz so wichtig wie in späteren Jahren, war der Spritverbrauch angenehm gering. Die beiden Motorvarianten CV 4 und CV 6 lagen unter 30 PS und hatten einen zurückhaltenden Durst. Entsprechend günstig auch die Steuer und KFZ-Versicherung.
Die Anschaffung einer noch fitten gebrauchten Ente war dann doch nicht ganz so günstig wie von einkommensschwachen Interessenten erhofft. Anfang bis Mitte der 70iger Jahre mussten dann circa 3200 DM für einen 2 CV ca. 3 – 4 Jahre alt und in etwa 50.000 km gelaufen – auf den Tisch gelegt werden. Mit einem durchschnittlichen Nettogehalt von ungefähr 1000 DM im Dienstleistungsbereich, Einzelhandel, Lagerarbeiter, etc. war es einem Studenten kaum möglich, sich eine gut erhaltene Ente vom BAföG zusammen zu stottern. Von wegen klassisches Studentenauto…
Die Ente vor der Villa
Da war es dann wohl häufig das gut situierte Elternhaus, das dem Nachwuchs dieses Gefährt spendierte. Vielleicht war dies auch einer der Gründe, weshalb es gar nicht so selten war, wenn eine Ente auf dem Hof einer Villa neben einem Mercedes parkte.
Die Ente war und ist ein Individualist, so außergewöhnlich, unverwechselbar und schlicht, dass sie in keine Schublade passte.
Entweder man liebte sie, oder die anderen sagten „dieses hässliche Etwas ist doch kein Auto“.
Kopfstützen in der Ente 2 CV ein Luxus
Wer es noch individueller wollte, hatte bei der Gestaltung des 2 CV keine allzu großen Möglichkeiten. Es galt schon als Luxus, aufsteckbare Kopfstützen auf die Rückenlehnen der Vordersitze zu schieben, welche in den 70igern bequemen Campingstuhlstatus erreicht hatten. Teile der Kopfstützen drückten sich dann bei langen Fahrten unangenehm in den Rücken.
Des Weiteren waren verchromte Radkappen erhältlich, die man auf die treckerähnlichen Felgen der Citroen Oldtimer drücken konnte.
Ein Gepäckhalter, der außen auf die Heckklappe montierbar war und auf den ein kleiner Handkoffer, wie in den 30iger Jahren festgeschnallt werden konnte (vorausgesetzt, er regnete nicht) war dann schon fast Snobismus.
Sinnvoll war dann schon eher eine große vorgefertigte Filzmatte, die im Motorhaubendeckel fixiert wurde. Man bildete sich ein, dass das Motorgeräusch dadurch etwas abgedämpft werden konnte. Auf jeden Fall sprang die Ente dann auch bei kalter und nasser Witterung besser an. Falls der Citroen Oldtimer dann doch mal nicht ihre im allgemeinen sehr zuverlässigen Dienste aufnehmen wollte, gab es ja noch die Handkurbel, auch so ein Relikt aus den 30iger Jahren.
Motohaube auf, Kurbel in der Mitte des Motors (luftgekühlt) einführen und beherzt ankurbeln. Davor hatte ich immer großen Respekt. Ich hatte Angst, dass die Kurbel zurückschlagen könnte und mir den Arm auskugelt. War sicher total unbegründet.
Einen Citroen Oldtimer wieder zum Schnurren bringen
Aber ich zog die direkte Variante vor, den Citroen Oldtimer wieder zum Schnurren zu bringen, falls die Batterie mal zu schwach zur Zündung war. Die Ente bestand ja nur aus besserem Dosenblech und etwas Plastik. Also ein geringes Eigengewicht. Selbst ein Leichtgewicht, fiel es mir als junger Mann nicht schwer, das Fahrzeug sogar ohne abschüssige Straße bei offener Fahrertür im Leerlauf anzuschieben.
Bei leichtem Schwung musste ich schnell reinspringen, Gang rein, Kupplung kommen lassen und los ging`s. Abschüssiges Terrain war natürlich hilfreich, aber dann musste man höllisch aufpassen, noch rechtzeitig reinspringen zu können, sonst war die Ente erst einmal weg. Zu zweit, mit meiner Freundin, war das natürlich überhaupt kein Thema.
Mit einem heutigen SUV hätte diese Vorgehensweise wahrscheinlich keinen Sinn.
Fußmatten waren toll. Die Füße nicht direkt auf dem vibrierenden Bodenblech stehen zu haben, war dann angenehmer.
Die Revolverschaltung unter der Windschutzscheibe war genial und auch so schnell wie ein Revolver. Meine Kavalierstarts bescherten mir dann allerdings auch irgendwann eine erforderliche neue Antriebswelle.
Höchstgeschwindigkeit bei der großen Motorvariante 2 CV 6 lag mit Rückenwind bei ca. 120 Std/Km. Voll beladen, und das war gar nicht so selten, dann etwas weniger.
Mit 4 Personen und Gepäck von Schleswig-Holstein in den Schwarzwald, kein Problem, damals in den 70igern jedenfalls nicht.
Der Motor war simpel wie ein Rasenmäher. Selbst ein Platten mit erforderlichem Reifenwechsel war nicht viel mehr, als eine Bastelstunde.
Wenn man jung ist, macht man sich sowieso nicht allzu viele Gedanken über irgendwelche Eventualitäten.
Eine Rundtour durch Europa mit einer Ente 2 CV 6
Wir wollten nicht zur Rally Dakar, sondern nur zu einer Rundtour durch Europa starten. Die Ente war bereit und wir sowieso. Doch davon mehr in Teil 2 „Enten fühlen sich nicht nur in Frankreich wohl“.
Alles Liebe von John